vor einigen Monaten ist eine meiner bisher schönsten Erfahrungen zu Ende gegangen, mein Auslandssemester an der Università Roma Tre. Ich möchte mit diesem Beitrag die Gelegenheit nutzen, anderen Leuten davon zu berichten und auch unentschlossenen Personen zu helfen und sie zu ermutigen, diesen wertvollen Schritt für ihr Leben zu machen.
Mein Aufenthalt in Rom begann am 30. September 2014, wobei das eigentliche Abenteuer bezüglich Erasmus schon Monate vorher anfing. Bereits im Frühjahr 2014 musste ich meinen Antrag auf ein Erasmus-Auslandssemester stellen und im April war bereits entschieden, dass ich nach Rom gehen würde. Die nächsten Monate waren dann noch mit organisatorischen Aktivitäten verbunden, zum Beispiel das sogenannte Learning Agreement auszufüllen, in welchem es darum geht, jene Kurse auszuwählen, die schlussendlich an der Partneruniversität absolviert werden (in meinem Fall die Uni in Rom) bzw. welche Kurse dafür an der Heimatuniversität (d.h. Innsbruck) angerechnet werden können. Für alle, die jetzt schon nervös werden, kann ich euch beruhigen. Die Auswahl ist nicht verpflichtend und wird in fast allen Fällen zumindest noch teilweise abgeändert. Bei mir war es so, dass ich von den ursprünglich fünf italienischen Lehrveranstaltungen (die Info, welche Kurse in Rom überhaupt angeboten werden, habe ich von der Erasmus-Koordinatorin in Innsbruck bzw. früheren Erasmus-Studenten erhalten) nur zwei beibehalten habe und zwei andere dazu genommen habe. Bezüglich der Anrechnung der Kurse muss man sich im Normalfall auch nicht vorher schon den Kopf zerbrechen. Hier möchte ich auch die Romanistik in Innsbruck loben, die bei dem ganzen Erasmus-Thema sehr offen, hilfsbereit und flexibel ist. Studenten von anderen Unis in Deutschland, Frankreich, Spanien, etc., die ich in Rom kennenlernte, hatten da einiges an Schwierigkeiten bezüglich der Anrechnung.
Ein weiterer Punkt, den ich noch vorher kurz erwähnen möchte und der mich im Vorfeld auch sehr beschäftigt hat, ist das Thema Wohnungssuche. Also ich kann jetzt nur für Rom sprechen, aber ich glaube, das ist wahrscheinlich fast überall gleich. Am besten ist es immer, sich vor Ort umzusehen. Ich war beispielsweise im August für ein paar Tage in Rom und habe dort mit ein wenig Glück eine sehr schöne, zentral gelegene Wohnung mit guter Anbindung zur Uni gefunden. Hier sei kurz erwähnt, dass sich die Uni Roma Tre ein wenig außerhalb des Zentrums befindet. Ich habe in der Nähe vom Hauptbahnhof Termini gewohnt und bin ca. 20-30 Minuten mit der U-Bahn zur Uni gefahren. Wichtig bei der Wohnungssuche in Rom ist neben dem Preis (für ein akzeptables Einzelzimmer muss man mit mind. 400-500 € rechnen) vor allem die Anbindung mittels U-Bahn (besser bekannt als Metro). Das Bus-Netz ist zwar extrem dicht, allerdings ist die Pünktlichkeit in Rom (abgesehen von Metro) bei den öffentlichen Verkehrsmitteln schlecht bis sehr schlecht. Man kann Glück haben und es kommt sofort ein Bus, aber auch Pech und man wartet eine Stunde, obwohl der Bus laut Fahrplan alle 20 Minuten fahren sollte. Deshalb ist es eben wichtig, dass man nicht nur auf den Bus angewiesen ist. Und noch ein letzter Tipp für die Wohnungssuche: Falls man nicht schon vor dem eigentlichen Erasmus-Aufenthalt nach Rom fahren will, um sich ein Bild zu machen, empfiehlt es sich, vorher übers Internet eine kurzfristige Unterkunft zu suchen (bis zu einem Monat). Hier bieten sich billige Hostels oder Airbnb an. Auch Couchsurfing wäre möglich, aber da gilt es wiederum vorsichtig zu sein, wobei ich bis dato immer nur Positives davon gehört habe. Mit einer kurzfristigen Lösung erspart man sich den ersten Stress und kann sich zuerst einmal ein Bild von der Stadt und dem Wohnungsmarkt machen und sich womöglich auch schon Kontakte schaffen, die einem bei der Wohnungssuche helfen.
Nun zum spannenden Teil: Mein Erasmus-Semester hat, wie bereits erwähnt, am 30. September mit der Ankunft am Hauptbahnhof Termini begonnen. Die ersten Tage war ich damit beschäftigt, mich in dieser riesigen Stadt (rückblickend würde ich Rom jedoch als ziemlich klein bezeichnen) zurechtzufinden. Die ersten zwei Wochen im Oktober war ich dann ge- und teilweise überfordert mit dem komplizierten italienischen Universitätssystem. Mein Tipp: Die italienischen Studenten einfach ansprechen und um Hilfe bitten. Die meisten sind sehr offen und freundlich und helfen gerne. Professoren von dieser Sorte sind eher die Ausnahme, zumindest war das meine Erfahrung. Grundsätzlich gilt es zum italienischen Universitätssystem zu sagen, dass es sehr veraltet und stark professoren-gesteuert ist. Die meisten Kurse entsprechen Vorlesungen, da keine Anwesenheitspflicht besteht. Die Prüfungen sind meist mündlich am Ende des Semesters. Punktesystem geht von 0-30, ab 18 Punkte hat man bestanden. Viele Professoren machen nur strikten Frontalunterricht anhand des Lehrwerkes, das meist von ihnen selbst geschrieben wurde. Deshalb ist es wichtig, dass man sich am Anfang so viele Kurse wie möglich ansieht und erst dann die interessantesten auswählt. Die ersten paar Wochen auf der Uni sind wirklich nervenaufreibend. Man darf hier einfach nicht verzweifeln. Rückblickend kann ich sagen, dass es das alles wert war, und ich würde sofort wieder nach Rom gehen, und schlussendlich besteht Erasmus aus viel mehr als nur der Universität.
Im Laufe der Monate lernte ich extrem viele Leute aus der ganzen Welt kennen, von denen einige meine besten Freunde geworden sind und mit denen ich bis heute noch regelmäßig in Kontakt bin. Vor einigen Wochen sind mich beispielsweise zwei italienische Freunde zu meinem Geburtstag besuchen gekommen. Das Beste an Erasmus ist eben genau das soziale Netzwerk, das man aufbaut. Man lernt junge Menschen aus allen möglichen Ländern kennen und wird offener für das Fremde. Die interkulturelle Kompetenz, von der heutzutage jeder spricht, ist genau das, was Erasmus darstellt. Im Gegensatz zum Unterricht lernt man bei Erasmus jedoch nicht im Klassenraum, sondern beim aperitivo in Trastevere, bei der fraschetta a Frascati, bei einem cena a casa tua o casa mia, im ristorante, im cinema, in der Metro, im Bus oder einfach bei einem gelato vor dem Collosseo. Es ist schwierig, die Emotionen zu beschreiben, die mir beim Gedanken an Erasmus aufkommen. Am ehesten können das vielleicht noch die folgenden Bilder.
Abschließend möchte ich jeder Person nochmal dringend empfehlen, einen Auslandsaufenthalt zu machen. Man wird selbständiger, offener gegenüber fremden Menschen und Kulturen und lernt auch die eigene Kultur mehr zu schätzen. Klarerweise werden auch die Fremdsprachenkenntnisse verbessert, aber rückblickend habe ich durch Erasmus nicht die Sprache gelernt, sondern das Leben, genauer gesagt la dolce vita!