Cáceres – das ist eine etwas verkommene Kleinstadt mit wunderschönem Stadtkern im vergessenen Extremadura. Für mich hieß das fast keine internationalen Studenten (= mehr Übung in Spanisch und ausschließlich spanische MitbewohnerInnen), viele Sonnenstunden, und tiefspanische Kultur: matanza (Schlachtung) in den umliegenden pueblos; ein zuerst kaum verständlicher Akzent, der mir aber schnell sympathisch wurde; billiges Bier; nachgeschmissene Mietpreise; und dehesa (beweidete Eichenhaine) und castillos (Burgen), soweit das Auge reicht.
Inzwischen sind fast zwei Jahre vergangen, seit ich in Cáceres in den vierstündigen Bus nach Madrid stieg, um Spanien wieder gegen meine österreichische Heimat umzutauschen. Die vielen kalten Winterstunden, in denen mein Mitbewohner Jose und ich mit kleiner Elektroheizung zwischen den Beinen gemeinsam unter einer Decke kuschelten, die lauen Sommerabende mit Bier und raciones, und das Gefühl der Freiheit, wenn ich die vier Kilometer zur Uni mit dem Rad bergab zischte, werden aber sicher weiterhin zu meinen schönsten Erinnerungen aus dem gesamten Studium zählen.
Weil es schon so lange her ist, zitiere ich hier aus dem Blog, den ich während meiner Zeit in Spanien hatte. Vielleicht könnt ihr euch so ein besseres Bild machen…
1. November 2012.
Zehn Uhr aufstehen, raus aus dem Deckenberg in die kalte Welt. Verlangsamt hinunterschlappen. Kleines Frühstück, Sonnenbrille, Turnschuhe, und dann gemüüüüüüüütlich auf den Hügel, der sich montaña nennt und unser Städtchen zum Osten hin begrenzt. Am Rückweg Jugendliche, die zwischen Felsen und frisch ergrüntem Feld Feuer machen, um Kastanien zu rösten.
Kastanien! Die gibt es hier in Hülle und Fülle. Bei einer Grillparty beschrieb jemand Extremadura mit den Worten “cerdos, castañas y conquistadores” (Schweine, Kastanien und Eroberer [Kolumbus]), und auf meinem letzten Ausflug nach Valencia de Alcántara und Marvão konnte ich mich selbst davon überzeugen. Auch das fehlende Rohr konnte mich danach nicht davon abhalten, einen Kastanienabend mit Freunden zu veranstalten. Und zwischen verbrannten Fingern, genussvollen Seufzern und einem Schluck Tee fühlte ich mich fast in österreichische Herbsttage zurückversetzt.